Ein Schwert - ob nun Iaitō oder Shinken, kann man auf viererlei Arten erwerben. Die Richtige, die Falsche, die Übliche und Meine. Beginnen wir mit der Üblichen Art. Ein Iaidōka googelt. Und findet. Er prüft seinen Geldbeutel und findet etwas in seiner Gehaltsklasse oder Vorstellung. Er beginnt zu üben und alsbald wird bemerkt, dass andere "Trainingsgeräte" irgendwie anders sind. Sie sind langlebiger, verfärbungssicher, das Koiguchi nutzt nicht so schnell ab, es treten keine Papierstückchen aus der Wicklung, es wackelt nicht, es klappert nicht und am Wichtigsten: Die Klingen lösen sich nicht aus dem Griff. Alles schon dagewesen. Der geneigte Leser wird hier eine Art Unterton sarkastischer Art feststellen, denn der übliche Weg beschreibt zugleich den Falschen.
Um aber eine Lanze zu brechen: Koiguchi, Saya, Sageo und Tsuka-Ito unterliegen der Abnutzung! Erst nach Jahren des Übens beherrscht man Sayabanare, aber alles andere verschleißt zunehmend und muss irgendwann erneuert werden. Ein häufiger Fehler liegt darin, sich zu Beginn eine kostengünstige Variante zu besorgen, die dann, so verschlissen, im Schrank vor sich hin oxidiert.
Die richtige Variante, ein Schwert zu führen, geht immer über den Sensei. Er erkennt, wann es soweit ist. Und wir reden hier nicht von einem scharfen Schwert (Shinken), sondern immernoch von einem Iaitō. Es gibt Schwertähnliche Gegenstände bereits ab 85 Euro, jedoch rate ich dringend davon ab. Der Sensei / Übungsleiter, Coach - je nachdem er angesprochen werden will, kennt sich in der Regel aus. Nun muss man anmerken, dass man sich generell Gedanken machen sollte, wohin man will. Als ich mein Iaitō bei meinem Sensei bestellte, kostete das 795000 Yen. Das ist recht viel, bedenkt man die 85 Euro Baumarkt-Dinger. Aber auch im Zwischensegment zwischen 200 und 500 Euro kann man viel falsch machen. Hinzu kommt die Individualität. Größe, Gewicht, Länge der Unterarme, Stark oder nicht, Handgröße, all das spielt in die Findung des richtigen Schwertes mit hinein. Noch individueller geht es, möchte man ein personalisiertes Iaitō mit den Geburtsinsignien, Sternzeichen, Lieblings-Tier oder -Blume. Hinzu kommen persönliche Vorlieben für die Hamon, Tsuba, Koshirae. All diese Dinge machen ein Schwert teuer. Meine ehemalige Sensei sagte einmal zu mir: "Gib nicht zuviel Geld für ein Iaitō aus. Spare das Geld für ein Shinken."
Eigentlich hat sie Recht. Ein Shinken, das brauchbar ist, fordert mindestens 3500 €. Die Preis-Skala ist nach oben offen. Jedoch sollte man bedenken, sich als Iaitō, also das Schwert des tagtäglichen Gebrauches, keinen Schrott ins Haus zu holen. Denn mal im Ernst: Shinken hin oder her: Womit wird am meisten trainiert? Scharfe Schwerter sind in fast 100 % der Trainingshallen verboten. Und auf Lehrgängen sowieso.
Das äußerlich untrüglichste Anzeichen nicht-japanischer Ware ist das Mekugi. In Japan gibt es gründsätzlich nur 1 (!!!) Mekugi. Sind zwei oder mehr im Griff, kommt es nicht aus Japan.
Warum aber zwei? Die Fertigungstoleranzen außerhalb Japans liegen jenseits von Gut und Böse. Daher baut man sicherheitshalber gleich zwei Haltestifte ein.
Der nächste Fauxpas ist die Wicklung. Bei Original Tsuka ito ist auf jeder Seite abwechselnd eine Seite oben. Das soll verhindern, dass bei einem versehentlichen Cut nicht gleich die ganze Ito abgeribbelt wird. Maschinenware oder Leute ohne Ahnung machen es eben falsch.
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